Beurteilung der Hörgerätepreise durch die Arbeitsgruppe des SVNWS

Beurteilung der Hörgerätepreise in der Schweiz
(ausschliesslich bei Geräten aus Fachgeschäften, die individuell anpassbar sind)

  • Einfachste Basisgeräte, höchstens mit T-Spule (Telefonspule), ohne Akku, ohne Bluetooth, mit älterer Technologie und ohne besondere Anpassungsleistungen seitens des Fachgeschäftes sind knapp zum IV-Preis zu haben. Geeignet sind solche Geräte gerade noch in ruhiger Umgebung. Soziale Teilhabe in geräuschvollerer Umgebung, in Gruppengesprächen, gutes Fernsehen oder stressfreies Telefonieren wird bei einer stärkeren Hörminderung schwierig bis unmöglich.
  • Moderne Basisgeräte mit T-Spule und Bluetooth sind zum IV-Preis schon nicht mehr zu haben, soziale Teilhabe - in geräuschvoller Umgebung, bei Gruppengesprächen usw. - ist trotz moderner Basishörgeräte bei stärkerer Hörminderung schwierig bis unmöglich.
  • Stark schwerhörige Menschen sind auf ausgefeilte Technologien angewiesen, die zumindest teilweise das leisten, was ein gesundes Gehör kann: z.B. Töne/Stimmen aus lärmiger Umgebung herausfiltern (Störlärmunterdrückung), Fokussierung auf eine Stimme im Stimmengewirr (gerichtete Fokussierung) und speziell: Störungen durch Wind blocken. Basisgeräte kommen bei höheren Anforderungen rasch an ihre Grenzen. Praktisch alle Hörgerätemarken bieten jeweils mehrere Technologiestufen an, mit einer jeweils zunehmenden Anzahl Reguliermöglichkeiten und entsprechend zunehmenden Anpassmöglichkeiten zur Feineinstellung an die Bedürfnisse der betroffenen Person. Der Unterschied von einem Basis- zum Spitzengerät kann für eine stark schwerhörige Person entscheidend sein, ob eine Hörgeräteversorgung überhaupt noch befriedigend erreicht werden kann. Höhere Technologiestufen sind wesentlich teurer als Basisgeräte – die IV/AHV-Pauschalen reichen dafür bei Weitem nicht aus.
  • Welche Technologiestufe und welche Hörgerätemarke bei einer stark schwerhörigen Person jeweils das optimale Resultat bringt, ist höchst individuell, abhängig von den spezifischen Gegebenheiten und Bedürfnissen.
  • Jede Hörgerätemarke hat ihre eigene Art der Signalverarbeitung, ihren eigenen spezifischen Klang, ihre eigenen Stärken und Schwächen, ihre eigene Strategie bezüglich Technologiestufen und vor allem ihre eigene Modell-/ Preispolitik. Gesamthaft kann dies die zum Teil riesigen Preisunterschiede bei Hörgeräteversorgungen erklären. Leider besteht die Tendenz, bei Geräten zum IV-Preis nur noch minimalistische Basistechnologie anzubieten.

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Marcel Richner, SVNWS, 02.11.2022

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